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Freitag, 17. April 2015

Wasser rinnt





Wasser rinnt über
meine Hände - die Frische
der Quelle scheint auf





(Water running down / my hands - the freshness / of source lights up)

Rita Rosen



(Übersetzung: Silvia Kempen)
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Das Kind an der Quelle

Zu einem Bilde.

Schon sinkt die Sonne hinter dem Haag,
Wo nur mein Mütterlein bleiben mag?
Sie ging in die große Stadt hinein
Und wollte zurück vor Abend sein,
Doch schon wird's dunkel im grünen Wald,
Mütterlein lieb, kommst du bald?

Mütterlein sprach: Hier warte mein,
Spiel' an der Quelle silberrein,
Quelle, Blumen und Vöglein gut
Nehmen dich fromm in ihre Hut,
Sicher umfängt dich der grüne Wald,
Fürchte dich nicht, ich komme bald!

Und mit den Blümlein hab' ich gespielt,
Mich an der frischen Quelle gekühlt,
Habe den Vöglein zugehört,
Im Busche manch' Häschen aufgestört,
War so froh in dem grünen Wald,
Dachte fast, Mütterlein käm' zu bald!

Doch jetzt sind sie alle zur Ruh',
Den Blumen fielen die Aeuglein zu,
Vöglein schläft auf dem Zweige fest,
Häschen suchte sein weiches Nest;
Mich auch schläfert im grünen Wald,
Mütterlein lieb, kommst du bald?

Alle ließen sie mich allein,
Nur nicht die Quelle silberrein,
Sie erfüllet treulich dein Wort,
Murmelt und rauschet immerfort,
Wacht bei mir in dem grünen Wald –
Warte nur, Mütterlein kommt jetzt bald!

Marie Luise Büchner (1821-1877)
Aus der Sammlung Erzählende und Gelegenheits-Gedichte

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